FLUCHT.PUNKT.MENSCH – Begegnungen mit Menschen, die zu uns geflohen sind

FLUCHT-PUNKT.MENSCH | Kommunikations-Photographie | corporate communications photography © patrick-reinig.com

Die Idee kam mir an dem Abend, als eine Freundin unserer Familie einen kleinen Hilfskonvoi zusammenstellte. Mit ihren Mitstreitern fuhr sie diese Hilfsgüter nach Ungarn, um dort wenigstens ein paar Menschen, in erster Linie syrische Flüchtlinge, zu unterstützen. ich hatte bis dahin nur über die Berichterstattung in den Medien Zugang zu dem Thema Flüchtlinge. Wirklich begegnet bin ich bis dahin in unserer Stadtgesellschaft noch keinem. Jedenfalls nicht bewusst.

FLUCHT-PUNKT.MENSCH | Kommunikations-Photographie | corporate communications photography © patrick-reinig.comDie Idee, die ich zuerst hatte, war, mich dem Konvoi anzuschließen und vor Ort Aufnahmen zu machen. Schnell wurde mir klar, dass es hierfür genügend Kollegen gab und gibt, die das besser können als ich. Darüber hinaus habe ich zwei kleine Kinder und die wollte und konnte ich nicht allein lassen. Zusammen mit meiner Frau entwickelte sich dann der Gedanke, hier bei uns vor Ort etwas für diese Menschen zu tun. Diese Menschen als Menschen zeigen. Als Menschen, die sich auf einen Weg gemacht haben, den ich mir (und sicherlich viele andere, die in einem geschützten Staat aufgewachsen sind) nicht im geringsten vorstellen kann. Als Menschen, die ihr gewohntes Leben aufgeben mussten, um am Leben zu bleiben. Ich wollte ihre Geschichte erzählen: wo haben sie gelebt, wie war ihr Leben und wann kam der Punkt an dem sie sich entschieden haben zu gehen?

Die Idee war geboren. Doch wie umsetzen? Wie mit diesen Menschen in Kontakt kommen? Und vor allem auch, wer schreibt die Texte dazu?

Ich ließ es salopp angehen und skizzierte am nächsten Tag meine Idee, die ich dann an mehrere öffentliche Stellen per E-Mail schickte. Unter anderen auch an den FLUCHT-PUNKT.MENSCH | Kommunikations-Photographie | corporate communications photography © patrick-reinig.comOberbürgermeister der Stadt Regensburg, Joachim Wolbergs, dem das Thema der Flüchtlinge ein Herzensanliegen ist. Wenige Tage später kam die Sache dann sehr schnell ins rollen. Ich war überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet.

In Frau Dr. Christine Rüth – www.christinerueth.de – meiner Kollegin in unserer Bürogemeinschaft, fand ich die Mitstreiterin, die sich um die Interviews und die Texte kümmern würde.

Nach Gesprächen mit der Pressestelle und dem Leiter der Integrationsstelle der Stadt Regensburg war klar, dass dieses Projekt leben würde. Es entwickelte sich sogar weiter. Nach einer Ausstellung der Bilder sollten Bildpaten (Unternehmen und Organisationen) gefunden werden, die jeweils ein oder mehrere Bilder bei sich öffentlich ausstellen.

FLUCHT-PUNKT.MENSCH | Kommunikations-Photographie | corporate communications photography © patrick-reinig.comBis es jedoch tatsächlich mit den Aufnahmen losging, mussten zuvor das Konzept formuliert und  weitere Unterstützer gefunden werden. Wir wollten große Bilder, einen schönen Katalog und eine Webseite auf der der weitere Weg der Bilder dokumentiert werden würde.

Viel Schreiberei und noch mehr Telefonate folgten, dann hatten wir alles zusammen. Das erste Shooting konnte stattfinden.

Den Aufbau für die Portraits habe ich sehr einfach gehalten: Eine Okta-Schirmbox mit zwei Nikon SB 900 Units von oben für die Person und je ein Durchlichtschirm mit einer SB 700 Unit für den Hintergrund und gleichzeitig das seitliche Kickerlicht. Als Hintergrund wollte ich von Anfang an Weiß haben. Es symbolisiert das Nichts, vor dem diese Menschen stehen. Gleichzeitig treten die Gesichter noch präsenter in den Vordergrund und in Kommunikation mit dem Betrachter. Wichtig dafür war mir auch der direkte und entspannte Blick in die Kamera.

FLUCHT-PUNKT.MENSCH | Kommunikations-Photographie | corporate communications photography © patrick-reinig.comWir wussten noch nicht, wie lange es dauern würde und ob Menschen die gerade erst angekommen waren, bereit waren, sich vor die Kamera zu stellen und ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Wir hatten Glück und es hat funktioniert. Die ersten Portraits waren im Kasten. Mit drei weiteren Terminen konnten wir insgesamt 24 unterschiedlichste Menschen kennen lernen und portraitieren. Und ihre Geschichten hören. Geschichten, bei denen ich noch jetzt Tränen in die Augen bekomme.

DIe Bilder sollten eine große Masse an Menschen erreichen. Ürsprünglich wollte ich damit in den öffentlichen Raum, eine Allee z.B., ähnlich meiner Ausstellung im Jahr 2008 in Pilsen. Das war allerdings schwierig umzusetzen und nachdem die Idee mit den Bildpaten geboren war, auch nicht mehr relevant.  Ein anderer, sehr frequentierter Ort musste gefunden werden. Es bot sich das Donau-Einkaufszentrum Regensburg – www.donaueinkaufszentrum.de – an. Ein Ort der von vielen verschiedenen Menschen frequentiert wird. Wir erhielten die große Ausstellungsfläche. Um den Aufbau und die Hängung der Bilder besser planen und mir vorstellen zu können, baute ich ein 3D-Modell. Ich schob die einzelnen Bilder auf ihren Wänden solange herum, bis ich das optimale Zusammenspiel gefunden hatte.

Die Bilder sind gedruckt, der Katalog ebenfalls, die Webseite – fluchtpunktmensch.de – steht und die Ausstellung hängt. Neun Monate später möchte ich damit einfach zeigen, dass es Menschen wie du und ich sind und wir uns in unserer Haltung doch bitte der Menschlichkeit verpflichteni.

Alle Portraits finden Sie in meinem Portfolio oder auf der Webseite fluchtpunktmensch.de.
Der Katalog ist als PDF auch hier zum Download verfügbar: Katalog FLUCHT.PUNKT:MENSCH.

Mein ganz großes Dankeschön geht an all die Menschen, die den Mut hatten, sich fotografieren zu lassen und uns ihre Geschichte erzählt haben.

UFLUCHT-PUNKT.MENSCH | Kommunikations-Photographie | corporate communications photography © patrick-reinig.comnd an alle, die mitgeholfen, dass dieses Projekt entstehen
konnte (in alphabetischer Reihenfolge):

Achim Rau, Flüchtlingspate
Andreas Reindl, Stadt Regensburg
Anwer Said, Dolmetscher
Christiana Schmidbauer, Stadt Regensburg
Klemens Unger, Stadt Regensburg, Kulturreferent
Daniela Long, Stadt Regensburg
Edeltraud Donauer, Flüchtlingspatin
Joachim Wolbergs, Oberbürgermeister
Juliane v. Roenne-Styra, Stadt Regensburg
Katharina Spitzner, Donau-Einkaufs-Zentrum
Kristina Klement, Stadt Regensburg
Lena Flor, BFZ
Lobna Meddeb , Dolmetscherin
Maraua Ouerghemi, Dolmetscherin
Marcus Spangenberg, Vorsitzender der REWAG Kulturstiftung
Max Brachinger, Fotoassistent
Peter Kuchler, Werbetechnik Kuchler
Rachel Teear, Nowak GmbH Übersetzungen
Sandra Gretschel, Stadt Regensburg
Silvia Gross, Flüchtlingspatin
Stefan Aumüller, Aumüller Druck GmbH & Co. KG
Sven Seeberg, Campus Asyl
Theresa Forster, Nowak GmbH Übersetzungen
Traudi Lacher-Jödicke, Flüchtlingspatin

 

 

 

Eindrücke der Ausstellungsarchitektur und der Ausstellungseröffnung am 07.06.2016 im Donau-Einkaufszentrum Regensburg: